Sackstraße 12

Aus Baugeschichte

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47° 4' 19.85" N, 15° 26' 14.28" E


Krebsenkeller-Haus

Großflächiger Gebäudekomplex mit straßenseitig schmalem, tiefgestrecktem Vorderhaus und einer rückwärtigen, bis zum Schloßberg reichenden Vierflügelanlage. Die weitgehend intakt erhaltene Frührenaissance-Gesamtanlage (Übergang von der Spätgotik zur Frührenaissance) zählt mit ihren stimmungsvollen Höfen zu den wichtigsten denkmalgeschützten Ensembles der Grazer Altstadt. Vom Schloßberg schaut der Uhrturm direkt zu den Gästen herunter.

Das straßenseitige Giebelhaus wurde mit dem dreiachsigen Überhang am Ende des 16.Jhs., wohl über Vorgängerbauten, errichtet und erhielt um 1710 eine barocke Stuckfassade. Im Durchgangshof sind doppelstöckige Renaissance-Arkaden zu bewundern. Das Hinterhaus wurde 1538 von Jörg Klaindienst erbaut. Das wird durch eine Steintafel ober dem Eingang erklärt: „Jorg Klaindienst vnd Vrsula sin havsf. hab~n mich von gru~t erbavt 1538 und 1539.“ Die dritte Frau des kaiserlichen Vizedomamts-Gegenschreiber Klaindienst, Ursula Schelchs, hatte ihm Haus und Weingarten als Mitgift zugebracht. Ab 1662 hieß es das Webersbergische Haus; der nach Osten gerichtete Giebel mit dieser Jahreszahl ist vom Hof aus zu erkennen.

Schon Jörg Klaindienst hatte hier Wein in einer „Trinkstubn“ ausgeschenkt, wohl der Raum des ehemaligen "Voit-Stüberls" (die von ihm gezeichneten Porträts jetzt im GrazMuseum) direkt beim Zugang in den Hof, zuletzt Küche. Seit 1596 ist hier ein Gasthaus genannt. „Zum Roten Krebsen“ heißt es aber erst seit 1870, als der Besitzer, David Sigmund. sein Kolonialwarengeschäft aus der Murgasse in das Vorderhaus von Sackstraße 12 verlegte.

Säulenarkaden mit Balustraden und Renaissancefenster machen das Krebsenkellerhaus zu einem architektonischen Höhepunkt. Die doppelstöckigen Arkaden im Verbindungstrakt werden von je acht toskanische Säulen getragen. Vom Säulengang im 1. OG führt ein Korridor direkt auf die "Loggia" im Hof. In der Einfahrtshalle zum Hof ebenerdig vier gedrungene Säulen mit ionischen Kapitellen, in der "Loggia" darüber vier Säulen mit Eckblatt-Kapitellen. In der Mitte der Brüstung eine Balustrade, die beidseitigen Postamente zeigen Reliefs mit Rosetten und Wappen (links das Wappentier der Klaindienst, einen nach links aufgerechteten Wolf; rechts das Wappen der Schelch, ein nach rechts aufgerichteter Hund, bereits sehr stark abgewittert). Sehenswert sind auch die Kragsteine im Erdgeschoß. Im anschließenden Trakt über der ehem. Trinkstube drei weitere Säulen mit Eckblatt-Kapitell, die drei durch Fenster geschlossene Bögen tragen; die Säule in der SW-Ecke ist an die dritte Loggia-Säule angemauert.

Im Ostflügel beim Eingang zur Gaststube zwei von einer plumpen Rundsäule getragenen Bögen, darüber die Tafel mit der Gründungsinschrift von 1538. Im Obergeschoß eine im profanen Bereich einzig erhaltene, spätgotische (?) Netzrippenhalle ("Mueß-Haus"); sie öffnet sich über einen vergitterten Zugang mit Rundpfeiler zu den ehemaligen Weingärten auf den Schloßberg-Terrassen. Drei Säulen mit Eckblatt-Kapitell öffnen sich zum Hof, drei etwas gedrungenere Säulen mit ionischem Kapitell in der Nordostecke ober dem Aufgang in das Mueßhaus.

Ein zweiter, kleinerer Hof stößt an der Ost- und der Nordseite an den Schloßberg-Felsen, hier liegt einer der 20 Eingänge zu den ab 1943 gebauten Luftschutzstollen. Im nördlichen Trakt ist das „Krebsenkeller-Stüberl“ eingerichtet; ein Gang führt zu einem kleinen Hofraum und zu einer Reiche, die an das Palais Herberstein (Sackstraße 16) stößt.

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