Donaudorfstraße 2 (Ybbs an der Donau)

Aus Baugeschichte

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48° 11' 20.22" N, 15° 4' 2.68" E


Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug

Die Planungen und Vorarbeiten für das erste österreichische Donaukraftwerk begannen bereits in der Zwischenkriegszeit, kriegsbedingt stellte man den Bau 1944 ein. 1954 wurde der Bau erneut in Angriff genommen, bereits 1957 konnte die erste Turbine laufen.

Das Kraftwerk nutzt das Gefälle der Donau von Wallsee bis Ybbs-Persenbeug. Die Wehranlage befindet sich bei Strom-km 2.060,42 am unteren Ende des Taleinschnittes des Strudengaus und staut den Fluss auf eine Länge von rund 34 km auf eine Höhe von bis zu 10,9 m, der Stauraum fasst insgesamt 74 Mio. m³. Über die gesamte Anlage führt eine 530 m lange Straßenbrücke . Am rechten Donauufer an das Südkraftwerk anschließend findet sich das Betriebsgebäude, welches bis heute kaum verändert wurde und so zu einem Beispiel für Bürobauten der 50-er Jahre wurde: Die schlicht gestaltete Fassade wird durch ein Raster aus einfachen Fenstern gegliedert. Nur über dem seitlich versetzten Haupteingang wird dieses Schema durch lange, geschossübergreifende Fenster und vorspringende Fensterumrahmungen gebrochen und dadurch der Eingang hervorgehoben. Am Nordufer befindet sich die Schleusenanlage. Die beiden Schleusenkammern sind je 230 m lang und 24 m breit. Bei großen Hochwässern kann die Schleusenanlage zur Abfuhr des Hochwassers genutzt werden. Zu diesem Zweck werden die Stemmtore am Unterhaupt geöffnet und die Hubsenktore am Oberhaupt herausgezogen, so dass der Durchfluss frei gegeben wird. Dadurch können bis zu 25% der Hochwassermenge abgeführt werden. Durch die Verwendung von Hubsenktoren können die Schleusenkammern mit Hilfe von Unterschützen gefüllt werden. Zur Füllung einer Kammer sind je nach Unterwasserstand zwischen 60.000 und 80.000 m³ Wasser notwendig.

Eine Besonderheit stellt die Lage der Schleusenanlage dar, sie befindet sich im Unterwasser und nicht wie üblich im Oberwasser. Die Begründung dafür findet sich in der Baugeschichte: Die Schleusenanlage gehörte zu den ersten Bauabschnitten und wurde bereits 1938 zu bauen begonnen. Wie schon erwähnt, sollte damals das Kraftwerk noch etwas weiter stromabwärts in etwa auf Höhe des Schlosses Persenbeug gebaut werden. Durch die Umplanung zu einem Laufkraftwerk wurde der Bauplatz stromauf geschoben, wodurch die bereits begonnene Schleusenanlage ins Unterwasser rutschte.

Geschichte Das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug Bereits 1923 erkannte der Schweizer Ing. Oskar Höhn aus dem Landschaftsbild die besondere Eignung für den Bau eines Kraftwerks und erstellte ein Projekt. An jener Stelle durchbricht die Donau die Böhmische Masse und bietet so den geeigneten wasserundurchlässigen Untergrund für den Bau einer Stauanlage. Dieses erste Projekt sah noch die Erhaltung des Schlosses Donaudorf vor. Das Kraftwerk bestand aus einer Schleusenanlage am linken Donauufer, 4 Wehrfelder mit 48m lichter weite und einer rechtsufrigen Kraftwerksbucht. Das Schloss Donaudorf wäre knapp oberhalb dieser Kraftwerksbucht gelegen und auch der Großteil der Ortschaft wäre unberührt geblieben. Im März 1938 erwarb die Rhein – Main – Donau AG (RMD) die Rechte für das Projekt Höhns. Der Kaufpreis betrug 1 Million Mark. Die Planungen übernahm der Leiter der RMD Geheimrat Dantscher. Der Strom des Kraftwerks Ybbs – Persenbeug war für die Energieversorgung der Hermann Göring-Werke, der heutigen VÖST vorgesehen. Durch die Beseitigung der Schifffahrtshindernisse im Strudengau sollte ferner ein leistungsfähiger und billiger Transportweg geschaffen werden. Bis 1938 orientierten sich die Planungen noch stark am Projekt Höhns und wurden erst im Jahre 1939 durch den neuen Leiter der RMD Arno Fischer, Träger des goldenen Parteiabzeichens, zur Gänze geändert. Die entscheidende Änderung war die Umprojektierung auf ein Unterwasserkraftwerk. Dieses Projekt machte generelle Änderungen erforderlich: für Donaudorf war entscheidend, dass die Schleusen nunmehr flussaufwärts – komplett ins Oberwasser – rückten und die charakteristische Kraftwerksbucht entfiel. Somit musste Schloss Donaudorf aufgegeben werden. Was sich hier so technisch liest bedeutete das Ende eines Dorfes. Bis 1955 wurde das Schloss noch als Büro der Bauleitung verwendete. Am 20. Dezember wurde es schließlich gesprengt. Da man sich den Kraftwerksbereich der neuen Planungen anfangs nicht vorstellen konnte, wurden von den Ingenieuren Plastilinmodelle zur Veranschaulichung angefertigt. Noch 1941 wurde das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug, durch die guten Beziehungen Arno Fischers zur NS-Führung, mit einer erhöhter Dringlichkeit eingestuft, wodurch sowohl Personal als auch Material leichter zu erhalten waren. So wurden beispielsweise 10.000 t hochwertiger Stahl für die Fertigstellung der Schleusenkammern zur Verfügung gestellt . Ende 1942 wurde mit den Arbeiten nach den neuen Plänen Arno Fischers begonnen. 1943 wurde die Kriegswichtigkeit erneut beurteilt und wegen der noch zu erwartenden langen Bauzeit der Bau eingestellt. Zurück blieben in Persenbeug ein Fangdamm und in Donaudorf zwei riesige Baggerlacken.

1947 wurde nach dem zweiten Verstaatlichungsgesetzt eine Sondergesellschaft, die Österreichische Donaukraftwerke AG. gegründet. Ziel war es, die bereits errichteten Baustelleneinrichtungen zu bewahren. 1953 nachdem die Baustelle von der Besatzungsmacht freigegeben worden war, konnte an die Fortsetzung des Baues gedacht werden. Zuvor mussten jedoch die vorhandenen Pläne gesichtet und ein neues Projekt entworfen werden. Die österreichische Bundesregierung wusste um die Bedeutung des Kraftwerks Ybbs – Persenbeug und beauftragte nun Univ. Prof. Dr. Anton Grzywienski von der Technischen Hochschule Wien, erneut ein Projekt zu erstellen. Mit der Verwirklichung dieses neuen Projektes konnte nach Vorlage bei der Wasserrechtsbehörde im Oktober 1954 begonnen werden. Drei Baugruben wurden eingerichtet, in Persenbeug Baugrube 1 für den Bau des Nordkraftwerks und der angrenzenden Schleusen, in Donaudorf Baugrube 2 für den Bau des Südkraftwerks und im Strom Baugrube 3 zum Bau der Wehranlage mit fünf Wehrfeldern. Trotz zweier Donauhochwässer welche die Flutung der Baugruben zur Folge hatten, konnte bereits im Dezember 1956 die Südschleuse in Betrieb gehen. Schon im September des folgenden Jahres erfolgte ein Teilstau, wodurch das Südkraftwerk (Ybbser Seite) mit zwei der drei Turbinen seine Arbeit aufnehmen konnte. Im Dezember folgte dann der dritte Maschinensatz. 1958 kam es zum Vollstau und die Maschinensätze vier und sechs konnten ihrer Bestimmung übergeben werden. Im Mai 1959 konnte schließlich der fünfte Maschinensatz, welcher aus technischen Gründen zuletzt montiert wurde, angefahren werden. Als erstes rein österreichisches Donaukraftwerk wurde Ybbs-Persenbeug zum Aushängeschild des Wiederaufbaus, weswegen es auch gerne Staatsgästen und wichtigen Persönlichkeiten gezeigt wurde, so zählten der russischen Präsident Nikita Chruschtschow oder Kardinal Franz König zu den prominenten Gästen. In den 1990-er Jahren wurde schließlich der letzte Maschinensatz auf der Ybbser Seite bei weiterlaufendem Vollbetrieb gebaut und 1996 in Betrieb genommen. Bei der Anlage handelt es sich eigentlich um zwei Kraftwerke, dem Nord- und dem Südkraftwerk, die durch eine aus fünf Wehrfeldern bestehende, Wehranlage mit einander verbunden werden. An das am Persenbeuger Ufer liegende Nordkraftwerk schließt die Schleusenanlage an. Durch diese Anordnung konnte der Bau zügig vorangetrieben werden, aber auch Hochwässer konnten und können über das mittig liegende Wehr besser abgeleitet werden.

Heute ist es Besucherkraftwerk und der Verbund bietet regelmäßig Führungen an.

Besucherkraftwerk Ybbs-Persenbeug

7. Turbine

Der Bau der siebten Turbine wurde 1994 begonnen, 1995 wurde die Luftaufnahme des Einbaus erstellt und der Bau wurde 1996 fertiggestellt. Die Turbe wurde im laufenden Betrieb des Kraftwerks (Stauwerk) eingebaut.


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