Josefigasse 73

Aus Baugeschichte

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47° 4' 36.77" N, 15° 25' 39.00" E


Ehemalige "Cottone-Druckerey"

Die „Bram-„ (anfänglich durften nur die Säume der Gewänder bedruckt werden) und „Leindwanddrucker“ druckten mittels gefärbter Holzklötze oder Model mit der Hand Muster auf die Gewebe, vor allem Leinwand. Große Bekanntheit erlangte der gebürtige Ungar Jacob Philipp Szerdahely/Zertahelly/Certoheli in der Josefigasse 73, welcher bereits 1730 ein Privilegium erhalten hatte. Nach seinem Tode heiratete die Witwe Apollonia den Graubündner Andreas Farovino, welcher das Gewerbe als Codon und Leinwanth Truckherey bis zu seinem Tode im Jahre 1768 weiterführte.

1825, wohl nach der Verlegung des Mühlgangs weiter nach Westen (der alten Verlauf ist noch an der schiefen Grenze des Hauses Am Freigarten 6 zu erkennen), wurde das Fabriks- und Werkstattgebäude aufgelassen und zu Wohnzwecken adaptiert. Die Gebäudeteile mit den Hausnummern 65 – 71 sind schon vor Jahrzehnten (teils schon 1910) abgerissen worden. 1984 ist das erhaltene Objekt (die ehemalige Mange) in der Kunsttopographie der Bezirke Gries und Lend, S. 263, gewürdigt worden: Zweigeschossiges, von einem Paralleldach mit dreifachen Schopfwalmgiebeln nach Osten und Westen überdachtes Gebäude des 18. Jhs. mit älterem Baukern, einläufige Treppenrampe zum Obergeschoß, tonnengewölbte Keller, tonnengewölbte Flure, im Obergeschoß mit Stichkappen.

Ein auf Betreiben der Baubehörde eingeleitetes Unterschutzstellungs-Verfahren des Bundesdenkmalamtes führte 2004 zu der Erkenntnis, das Objekt sei wegen seines "desaströsen" Zustandes als Denkmal nicht zuerhalten. Das führte zu einem Abbruchbescheid der Baubehörde. Versuche des Besitzers, eine Sanierung - mit Aufstockung - vorzunehmen, scheiterten.

(Nach: ÖKT 1984; Fournier, Lend; Wenzel Mracek 2005; Laukhardt, Josefigasse 73)

Kommentare

Der als wertvolles Industriedenkmal zu wertende Gebäudekomplex mit seiner einzigartigen Baustruktur liegt leider knapp außerhalb der Altstadt-Schutzzone. Bis zum Eingreifen beherzter Aktivbürger diente das Areal 2011 als Mülldeponie. Es war zu befürchten, dass eine bekannte Investoren- bzw. Verwerter-Gruppe nach dem Objekt greift und dessen Abbruch unmittelbar bevorsteht. Nach dem Mustralhof Am Damm 53 wäre so wieder ein Stück Grazer Industriegeschichte dem Erdboden gleichgemacht worden. Tatsächlich könnte das Gebäude gerettet werden, wie die intakt gebliebenen, trockenen Kellergewölbe und die im Obergeschoß erhaltene Stuckdecke zeigen. Nun zeichnet sich eine überraschende Wende ab; SOKO Altstadt konnte in einem Gespräch mit dem Investor und Architekten erfahren, dass die Baulichkeiten erhalten bleiben. Leider wird man von der Dreigiebel-Form künftig nichts mehr erahnen können. Laukhardt 12:23, 17. Okt. 2012 (CEST)

Einzelnachweise

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